Weißwein trinken gehört natürlich dazu: wir empfehlen zu diesem Beitrag die Weine Nummer 5 und 6 aus dem Weinpaket der Webweinschule.
Die überwältigende Mehrheit der auf der Welt hergestellten Weißweine ist einfach. Einfach im Sinne von nicht sehr dicht, nicht sehr komplex, leicht, simpel zu trinken und im besten Falle lecker. Wir nennen sie Zechweine. Zechweine löschen Durst, schmecken gut, sind bekömmlich und im Alkohol moderat. Da sie nicht sehr vollmundig sind, wirkt bei ihnen auch eine im Vergleich zu manch schwererem Weißwein moderate Säure noch sehr prägend. Sie sind also knackig, ohne den Magen zu belasten.
Viele europäische Zechweine entstehen aus Rebsorten, die wenig anderes hervorbringen können, in Deutschland ist die Paradesorte für einen Zechwein der Müller-Thurgau, der auch als ‚Rivaner‘ im Handel steht. Die Italiener haben die Garganega, aus der sie den Soave keltern und die Trebbiano-Traube, die den gleichnamigen Wein hervorbringt (und bei der Produktion von Frascati und Orvieto eine wesentliche Rolle spielt). Die Franzosen nennen sie Ugni Blanc, verwenden den daraus gekelterten Wein jedoch bevorzugt zur Cognac-Produktion. Diesen Sorten gemein ist, dass sie auch dann keinen großen Weißwein ergeben, wenn der Winzer sich sehr viel Mühe gibt. Kleine Anmerkung: Der italienische Weißwein Lugana hat viele Fans (und wird aus der Trebbiano-Traube gemacht), die uns gelegentlich auffordern, den gefälligst als großen Wein zu bezeichnen, daher nochmal: Zechwein ist nicht negativ gemeint und die Grenzen zwischen den Kategorien sind selbstverständlich fließend.
Bei klassischen Zechweinen aus Übersee oder vielen anderen Teilen Europas ist es der Ertrag, der den Unterschied macht. Die Rebsorte Chardonnay etwa kann die dichtesten, besten und teuersten trockenen Weißweine der Welt ergeben. Dann begrüßt der Winzer aber morgens jeden Rebstock einzeln mit Handschlag und hegt und pflegt die Trauben mit enormen Aufwand. Einen entscheidenden Qualitätsschub erreicht er durch Ertragsreduktion, er schneidet also nach der Blüte einen Großteil der unfertigen Trauben vom Stock. Der Ertrag, den Winzer für Spitzenweine aus dem Weinberg holen, liegt oft bei gerade einmal 2000 Litern pro Hektar (was ungefähr 6 Badewannen voll Wein aus zwei Fußballfeldern Fläche entspricht). Verzichtet der Erzeuger auf diese Ertragsreduktion und holt das fünffache an Trauben und somit Wein, ist dieser leichter, einfacher und deutlich günstiger. Im Fall von internationalen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Pinot Grigio (respektive Pinot Gris oder Grauburgunder, wie die Traube in Frankreich und Deutschland heißt) erkennt man den Zechwein meist am Preis. Diesen Weißwein trinkt Ihr bitte jung, gut gekühlt und zu leichten Speisen oder solo.
Die zweite Kategorie Weißwein sind die gehaltvolleren Weine, die sich von den Zechweinen oft nur durch den betriebenen Aufwand unterscheiden. Diese dichten Weißweine aus klassischen Rebsorten laden dazu ein, die Nase ins Glas zu halten, den Geschmack und Abgang zu beobachten und begleiten auch komplexe und schwere Speisen. Bei den erwähnten internationalen Sorten ist der Übergang fließend, was zugegeben für eine Klassifizierung unbefriedigend ist. In Deutschland bietet sich die Gelegenheit, gehaltvolle, ernsthafte Weine zu sehr günstigen Preisen beim Winzer vor Ort einzukaufen. Bei den Weißweinen reichen oft fünf bis sechs Euro pro Flasche und Ihr habt eine Qualität im Glas, für die Ihr im Supermarkt das Doppelte bezahlt. Eine besondere Stellung innerhalb der zweiten Kategorie nehmen die Bukettsorten ein. Bukettsorten heißen so, weil ihre Weine sehr intensiv duften, blumig, manchmal regelrecht parfumiert. Sie sind speziell und deswegen keltert niemand Zechweine aus ihnen, nach dem Motto: wer das trinken will, der will es auch richtig. Muskateller, (Gewürz-)Traminer, Scheurebe und einige wenige andere sind nicht jedermanns Sache aber unbedingt einen Versuch wert. Wir haben sie im Video unberücksichtigt gelassen.
Die dritte und letzte Kategorie Weißweine sind die dicken Brummer, was natürlich kein Begriff der Weinsprache, sondern eine eher beschreibende Bezeichnung unsererseits ist. Diese Weine sind intensiv, dicht, häufig alkoholstark, überwiegend im Barrique ausgebaut und erinnern in ihrer Struktur nicht selten an Rotweine – auch weil der Ausbau im Holzfass ihnen eine Portion Gerbstoff mitgibt. Die deutschen Großen Gewächse vom Riesling (mehr zu denen in der Folge ‚Wie lese ich ein Weinetikett‘) zählen wir auch in diese Kategorie, obwohl die meisten nicht in kleinen Holzfässern ausgebaut werden. Den dicken Brummern ist gemein, dass sie ihre volle Blüte entfalten, wenn sie ein paar Jahre reifen durften, ein paar Grad wärmer als die Zechweine serviert werden und sich bei Tisch mit grandiosen Speisen messen können. Ihr häufig höherer Alkoholgehalt macht satt, weswegen Ihr einen solchen Weißwein am besten mit lieben Freunden teilt. Die berühmtesten Vertreter dieser Gattung sind die Weißweine des Burgund, die Barrel Fermented Chardonnays aus Kalifornien und Südafrika, einige Sauvignon Blancs und Veltliner aus Österreich oder die besseren weißen Riojas. Wir kennen viele Weinfreunde mit profunden Kenntnissen, die sich für die dicken Brummer nicht erwärmen können, seid also nicht überrascht, wenn Euch euer erster teurer Meursault (Weißwein aus dem Burgund) kalt lässt, aber gebt – uns zuliebe – nicht sofort auf. Liebe auf den zweiten Blick ist ein häufiges Phänomen bei körperreichem Weißwein.
Selber machen: Geht zum Weinhändler Eures Vertrauens und verlangt nach einem einfachen ‚Liter-Riesling‘ und der trockenen Riesling Spätlese (oder dem Äquivalent, der Händler wird verstehen, was Ihr wollt) vom gleichen Winzer aus dem gleichen Jahr. Dann probiert die Weine parallel. Nach einem halben Glas werdt Ihr entweder den ‚Liter‘ beiseite stellen, weil er Euch dünn vorkommt oder die Spätlese meiden, weil sie Euch zu ‚mollig‘ erscheint. Das verschafft Euch Klarheit über den Unterschied – sagt aber noch nichts über Eure Vorlieben im Allgemeinen, denn jede Stimmung verlangt nach einem anderen Wein. Beim nächsten Besuch verlangt Ihr einen Basis-Weißburgunder und einen aus dem kleinen Holzfass, da wird der Unterschied noch deutlicher (oder ihr besorgt Euch wie eingangs empfohlen unser Weinpaket, wo die Weine 5 und 6 diesen Unterschied schmeckbar machen).
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