Die Weinprobe – auf dem Weg zur Definition Eures eigenen Geschmacks wird Euch keine Veranstaltung so gute Dienste leisten wie die Weinprobe. Egal ob im privaten Rahmen, bei einem Händler, beim Winzer vor Ort oder auf einer Weinmesse – nirgends kann man sich so rasch mit neuen Eindrücken eindecken wie bei einer Weinprobe. Wenn Euch das Virus Wein so richtig packt, dann sucht Euch ein paar Gleichgesinnte und veranstaltet mit denen eigene Proben. Ruft bei einem Winzer an, ordert das klassische Probierpaket, das jeder Winzer im Sortiment hat und erklärt, Ihr wolltet mit den Weinen eine Probe im privaten Rahmen veranstalten. Rabatt oder gar kostenlose Flaschen werdet Ihr nicht erhalten, aber manch Winzer wird bereit sein, Euch die eine oder andere besondere, eigentlich ausverkaufte Flasche aus der privaten Reserve zu verkaufen, damit Ihr euch ein vollständiges Bild von seiner Leistungsfähigkeit machen könnt. Die meisten Winzer nehmen sich auch ein paar Minuten Zeit am Telefon, um Euch Tipps zu geben: in welcher Reihenfolge die Weine am besten wirken, welche Ihr wie lange vorher dekantieren müsst und weiteres mehr. Auch sind viele Produzenten ehrlich an den Ergebnissen interessiert und freuen sich hinterher über eine kurze E-Mail mit den Eindrücken der Runde.
Geht unvoreingenommen zu Eurer ersten Weinprobe. Von uns gibt es daher hier nur ein paar ganz profane Tipps. Verzichtet auf Rasierwasser oder andere Düfte. Ihr gewöhnt Euch schnell daran, Eure Nachbarn leider nicht. Trinkt Euren letzten Kaffee spätestens zwei Stunden vor der Weinprobe (vier wären besser), denn Kaffee hat einen massiven Einfluss darauf, wie Euch Wein schmeckt, ebenso wie Zahnpasta. Daher solltet Ihr auch einige Stunden vor der Probe keine Zähne putzen. Wenn Ihr zu einer Themenprobe geht, schadet etwas Vorbereitung nicht. Bei einer Länderprobe macht Ihr euch also damit vertraut, welche Rebsorten im Land wachsen, welche Stilistik und Ausbaumethoden vorherrschen und Vergleichbares. Im Internet schon nach Verkostungsnotizen der Weine auf dem Probenzettel zu suchen, halten wir für kontraproduktiv. Sonst werdet Ihr nach Apfelaromen suchen, bloß weil irgendwer irgendwo geschrieben hat, der Wein rieche danach und darüber das Vergnügen vernachlässigen.
Handelt es sich bei der Weinprobe um eine geführte Probe, kriegen viele Anfänger kein Wort mehr heraus aus Angst sich zu blamieren. Sie überlassen stattdessen dem Moderator das Feld und anderen, vermeintlich erfahreneren Teilnehmern. Dann schlägt leider häufig die Stunde der Dummschwätzer, die dem Moderator Pseudo-Fachdiskussionen aufzwängen und irgendwann die Veranstaltung unangemessen dominieren. Da solltet Ihr schon aus Selbstschutz Eure Schüchternheit überwinden. Wenn Ihr euch nicht traut, eigene Eindrücke zu schildern (es reicht ja schon, einmal zu sagen, wenn Euch ein Wein in der Probe besonders gefällt), so stellt wenigstens Fragen auf Eurem eigenen Wissensniveau. So holt Ihr die Veranstaltung immer wieder auf Euer eigenes Level zurück (vorausgesetzt, der Moderator versteht sein Handwerk). Besucht Ihr hingegen eine sogenannte Tischpräsentation, zum Beispiel eine Weinmesse, solltet Ihr den anwesenden Winzern oder Händlern ruhig sagen, wenn Euch Weine gefallen. So kommt Ihr ins Gespräch und erfahrt viel interessantes über die präsentierten Weine. Zum Thema Blindprobe findet Ihr in Folge 4 weitere Informationen.
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