Folge 27: Weinlagerung

Guter Wein will vernünftig gelagert werden. Worauf es dabei ankommt und wie Ihr mit angebrochenen Flaschen verfahren solltet, erklären wir Euch in Folge 27 unserer Weinschule.
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Weinlagerung ist mehr als bloß Aufbewahrung. Nichts ist spannender für Weinfans als Weine bei ihrer Reifung zu begleiten. Und Wein lagern lohnt sich für rote wie weiße Weine. Selbst durchschnittliche Weißweine handwerklicher Herkunft gewinnen mit einem halben Jahr Reife, weil sie dabei die manchmal aufdringlichen Gäraromen oder Gummibärchen-Töne sowie Gärkohlensäure zurückfahren und ihre reine unverfälschte Frucht zeigen. Ein guter Rotwein schmeckt in seiner Jugend eine Weile überbordend nach Frucht, was die oft noch ruppigen Tannine wunderbar im Zaum hält und analog funktioniert wie das Spiel von Zucker und Säure im Weißwein. Danach verlieren viele Weine für eine Weile die Harmonie, bevor sie eine neue entwickeln, bei der ein Rest Frucht mit würzigen Tertiär-Aromen und (bei den Roten) weicher gewordenem Tannin ein völlig anderes aber oft noch spektakuläreres Geschmacksbild komponieren. Das kann nach wenigen Jahren Weinlagerung der Fall sein, etwa bei spanischen Gran Reservas, die schon fünf Jahre Reife mitbringen, wenn sie in den Handel kommen und das kann Jahrzehnte dauern, vor allem bei Weinen aus Bordeaux. Für letzteren Fall benötigt Ihr einen geeigneten Keller oder Lagerschrank zur Weinlagerung. Ersterer geht auch in der Mietwohnung, denn Wein ist erheblich robuster, als gemeinhin angenommen.

Weinlagerung – unterm Bett ist’s nett

Ein Jahr Lagerung bei suboptimalen Bedingungen macht kaum einen Wein kaputt. Die größte Zerstörungskraft haben ständige Temperaturschwankungen, da sich der Wein dabei ständig ausdehnt und zusammenzieht, die Druckverhältnisse sich ändern und schnell eine Gasundichtigkeit des Verschlusses auftritt. Der Wein oxidiert und altert im Eiltempo. Ein Regal neben dem Herd ist für Weinlagerung also ungeeignet. Die zweitdestruktivste Wirkung hat Sonnenlicht. Weinlagerung in einer eigentlich kühlen Ecke, über die zwei Stunden am Tag die Sonne streicht, vermeidet Ihr bitte auch. Damit ergibt sich der ideale Aufbewahrungsort von Wein für Menschen ohne Keller fast von selbst: Im Schafzimmer unter dem Bett könnt Ihr prima Wein lagern. Da passen in der Regel 50 Flaschen hin und das dürfte reichen, wenn Ihr einen Vorrat an edlen Weinen anlegt, den Ihr innerhalb von anderthalb Jahren komplett verbrauchen wollt.

Angebrochenen Wein lagern – ab in den Kühlschrank

Für das Lagern von angebrochenen Flaschen bieten die Gläser- und Zubehörhersteller die unterschiedlichsten Lösungen, von der Vakuumpumpe bis zum Schutzgas. Weinlagerung VakuumpumpeDie Wein-Forschungsanstalt in Geisenheim hat alle gängigen Methoden einem Test unterzogen und festgestellt, es gibt nur ein wirksames Instrument zur Aufbewahrung angebrochener Weinflaschen: einen Kühlschrank. Ob Ihr die Luft aus der Flasche pumpt oder nicht (oder all die anderen Methoden) macht überhaupt keinen Unterschied, solange Ihr angebrochene Flaschen bloß in den Kühlschrank stellt – und zwar auch und erst recht angebrochene Rotweine! Erst nach rund drei Wochen waren in qualifizierten Blindproben Unterschiede zwischen den einzelnen Methoden erkennbar (bei den Flaschen im Kühlschrank), zwischen im Kühlschrank und bei Raumtemperatur gelagerten Weinen jedoch schon nach dem ersten Tag.

Wie lange Ihr eine angebrochene Flasche Wein im Kühlschrank lagern könnt, hängt von vielen Faktoren ab. Faustregel ist: je jünger, desto länger und je süßer, desto länger. Ein junger Rotwein sollte ohne Probleme vier Tage Im Kühlschrank überstehen, ein weißer noch ein paar Tage länger.

Kommentare (11)

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Sebastian
21. November 2023 um 18:33
Hallo Felix, danke dir für die Antwort. Kann ich es erkennen, ob die Korken rausgedrückt wurden, wenn ich mal etwas gegen die Kapsel drücke? Wenn der Wein dann kaputt sein sollte, werde ich es sofort schmecken, also schmeckt er dann nur noch sauer und widerlich? 12 Flaschen stehen aufrecht in einem Versandkarton, 24 liegen in einem Regal und sind mit einer Decke gegen Licht geschützt.
Felix
17. Dezember 2023 um 13:47
Besorg Dir doch vielleicht ein paar Perbacco-Boxen beim Händler Deines Vertrauens. Das sind Versandkartons aus Schaumstoff.
Felix
17. Dezember 2023 um 13:46
Wenn der Korken rausgedrückt ist, siehst Du das deutlich. Die Kapsel wird ausgebeult. Der Korken zieht sich bei Erkalten auch nicht wieder in die Flasche zurück. Durch undichten Korken verdorbener Wein schmeckt weder besonders sauer noch widerlich. Er schmeckt oxidiert (eigentlich madeirisiert, von Madeira, dem absichtlich unter Luftkontakt gereiftem Süßwein). Die Frucht schmeckt belegt, wie auch bei einem aufgeschnittenen Apfel, der die Nacht über in der warmen Stube lag.
Sebastian
21. November 2023 um 00:54
Hallo, ich habe mittlerweile über 40 Flaschen zu Hause, was für mich echt viel ist da ich nur gelegentlich trinke. Die ältesten sind so von März oder April letzten Jahres aus deiner Vipino Kollektion, u.a. die Super Giulia. Wie die meisten Menschen wohne ich in einer Mietwohnung. Ich lagere die Weine zwar nicht unterm Bett, aber lichtgeschützt im Schlafzimmer. Und wie bei den meisten Menschen, heizen sich im Sommer die Zimmer gerne mal auf. Dank des Klimawandels sind es immer öfter meistens über 25 Grad oder knapp drunter und manchmal auch 30. Ich denke das kennen wir fast alle. Jetzt frage ich mich, wie lange die Weine so durchhalten. Ein Weinhändler meinte Mal zu mir, dass der Wein durchaus bei den Bedingungen ein paar Jahre durchhält und so schnell nichts passieren sollte, da er ja dunkel gelagert ist. Weißt du wie seriös diese Aussage ist? Die Aussage hat er getätigt, weil ich kürzlicj einen Riesling von 2019 gekauft hatte, wo er meinte, dass er noch lagern kann. Ich weiß selbst, dass ich den Wein bei mir nicht reifen lassen kann und will es auch nicht. Ich will die Weine aber meistens bei einer guten Gelegenheit trinken und die findet sich nicht immer. Dank deinem Podcast und der Webweinschule habe ich den Discounterweinen, außer zum Kochen, größtenteils abgeschworen und kaufe fast nur noch im Fachhandel.
Felix
21. November 2023 um 16:02
Also 25 im Schlafzimmer ist hart, wenn das auch den Wein erreicht. Liegt der im Schrank unter der Winterdecke begraben, sollte es ihn ja nicht so schnell erreichen. Ab irgendwas um 28 Grad dehnt sich die Flüssigkeit so stark aus, dass der Korken etwas herausgepresst wird und ggf. später auch wieder eingesaugt. Ab da ist der Wein oft nicht mehr hermetisch verschlossen, weil am Flaschenhalsinnenrand Luft eindringt. Dann geht der Wein recht schnell (drei Monate+) kaputt. Dann wird es kritisch. Wenn alle Korken fest sitzen, gebe ich Deinem Händler recht. Sowas wie die Super Gulia würde ich dann aber trotzdem nicht in den zweiten Sommer gehen lassen.
Ingo
25. Juli 2021 um 00:23
Vielen Dank für den Link! Dieser Dr. Cabral sagt ja sogar, es sei schädlich für Naturkorken, ständig mit dem Wein in Berührung zu kommen. Zumindest wenn man ihn über Jahre lagert. Also ist es völlig schnuppe, ob ich Wein liegend oder stehend lagere, solange die Temperatur stimmt und er vor Lichteinfall geschützt wird?
Felix
03. August 2021 um 11:26
Eine andere Interpretation der Studienlage fällt mir schwer ;-)
Ingo
23. Juli 2021 um 17:54
Hallo zusammen! Eine wirklich tolle Sache, eure Webweinschule! Kompliment und vielen Dank dafür! Ich hätte eine Frage zur Weinlagerung. Falls eine mit Korken verschlossene Flasche versehentlich zunächst nicht liegend gelagert wird, gibt es einen Anhaltspunkt, wann der Korken zu trocken und dann luftdurchlässig wird?
Felix
24. Juli 2021 um 18:17
Es gibt Untersuchungen (zum Beispiel hier: https://www.thedrinksbusiness.com/2018/06/storing-wine-on-its-side-is-bullsht-says-scientist/), die den Schluss nahe legen, dass es überhaupt nicht nötig ist, verkorkte Flaschen liegend zu lagern. Die Luftfeuchtigkeit im Flaschenhals ist hoch genug, um den Korken an der Unterseite feucht zu halten. Austrocknen droht, wenn die Luftfeuchtigkeit auf der Oberseite (also in der Umgebungsluft) dauerhaft niedrig ist.
Emma
30. April 2019 um 07:27
Mein Kollege wollte mit Vakuumpumpen Wein lagern. Verliert er denn nicht an Geschmack, wenn er angebrochen ist und dann in luftdichter Umgebung gelagert wird? Früher hieß es immer, dass Wein atmen muss.
Felix
30. April 2019 um 10:45
Angebrochener Wein oxidiert nach und nach und verleirt dabei auch an Geschmack. Beim Öffnen und einschenken wird so viel Sauerstoff im Wein gelöst (vom Wein aufgenommen), dass es keinen Unterschied macht, ob man die Luft im leeren Teil der Flasche absaugt, oder nicht. Dass hat mit Atmen nichts zu tun. Es heißt auch heute noch, dass Wein atmen muss, aber da geht es um das Öffnen einer Flasche Wein, bevor man den Wein trinkt. Vergleiche hier: https://www.webweinschule.de/trinktemperatur-belueftung/
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