Folge 17: Das richtige Weinglas

Ein Weinglas ist das wichtigste Utensil für den Weinfreund. Wir sagen Euch, worauf Ihr beim Kauf achten müsst. Aber keine Sorge: teuer muss es gar nicht sein.
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Das richtige Weinglas ist wichtig. Ein solider leckerer Wein schmeckt auch aus einem Pappbecher solide und lecker. Ein großartiger, komplexer Rotwein schmeckt aus einem Pappbecher weder großartig noch komplex, höchstens solide und lecker – aber dafür haben wir das Stöffchen ja nicht aufgemacht. Eine Kaffeetasse oder ein Pappbecher ist ein schlechtes Weinglas. Unterboten höchstens noch von trichterförmig nach außen geneigten Schalen. Daraus trinkt Ihr bitte nur einen Wein: Wermut mit Eis und irgendetwas Hochprozentigem (egal ob geschüttelt oder gerührt).

Um das Weinglas machen echte Freaks mindestens so viel Brimborium wie um den edlen Tropfen selber. Ob Ihr einsteigt in die Welt der teuren Kristalle und zum Verfechter der Theorie werdet, dass ein gutes Weinglas aus einem Wein das Optimum herausholt, müsst Ihr nicht jetzt entscheiden. Erst mal besorgt Ihr euch einfache, aber vernünftige Weingläser.

Schauriges Weinglas: Der 'Römer'Das Weinglas muss nicht teuer sein

Bei Weingläsern ist es wie beim Korkenzieher: die Form ist wichtiger als der Preis. Das Internet hält jede Menge Gläsertests zum Nachlesen bereit. Leider sind die wenigsten wissenschaftlich belastbar, mit entsprechenden Wiederholungen und Kontrollgruppen durchgeführt. Was man an belastbaren Ergebnissen finden kann, ist frei zusammengefasst folgendes: Ein gutes Weinglas ist nach außen gewölbt und nach oben verjüngend, mithin bauchig. Die Größe ist nicht so wichtig wie das Verhältnis des Durchmessers der Mundöffnung zum Durchmesser an der breitesten Stelle und der Kelchhöhe. Bevor Ihr jetzt mit einem Maßband beim Haushaltswarenhändler einrückt: So streng muss man beim ersten Weinglas vielleicht nicht sein. Besorgt Euch robuste Weiß- und Rotweingläser, etwa die Serie ‚Taste‘ von Schott Zwiesel oder vergleichbares. Wenn Ihr dann eine Weile dabei bleibt, werdet Ihr euch nach leichteren, dünnwandigeren Gläsern sehnen und dann investiert Ihr mehr Zeit und Geld in das Thema.

Rot- und Weißweinglas sollten sich in der Größe deutlich unterscheiden. Zu Anfang sind wir dogmatisch: Weißwein trinken wir aus Weißweingläsern und Rotwein aus Rotweingläsern. Große Gläser sind zwar für manche Weißweine besser geeignet (etwa für solche, die im kleinen Holzfass ausgebaut sind, dazu haben wir auch eine Folge gemacht), haben aber auch den Nachteil, dass der Wein in ihnen schneller warm wird. Und für die allermeisten Weißweine gilt: lieber ein zu kleines Glas als eine zu warme Trinktemperatur. Wenn Ihr später ausprobieren wollt, ob Ihr verschiedene Gläser für unterschiedliche Rebsorten verwenden wollt, legt Ihr euch Burgunderkelche als dritte Art Weinglas zu. Die machen sich gut mit allen Arten von im Barrique ausgebauten Weißweinen und vielen säurebetonten Rotweinen.

Mit dem ersten Wein aus dem Weinpaket der Webweinschule könnt Ihr übrigens ganz einfach unseren kleinen Test aus dem Video nachmachen. Mit dem Rivaner (auch Müller-Thurgau genannt) ist es ein Kinderspiel den Unterschied zu erschnüffeln, den geeignete Gläser beim Weintrinken machen. Probiert es aus!

Hier beschäftigen wir uns intensiv mit Sektgläsern.

In Folge 53 behandeln wir Weingläser für Fortgeschrittene.

Kommentare (4)

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Armin Hey
03. Januar 2021 um 13:48
Ich sehe schon. Datt kummt nich so up an, wie Plattman sagt. Auch sympathisch.
Felix
03. Januar 2021 um 17:49
Ich habe noch mal versucht das zu rekonstruieren, aber nach sieben Jahren sind viele Links zu alten Quellen tot. Immerhin das gibt es noch: https://www.researchgate.net/publication/282494812_Impact_of_wine_glasses_for_sensory_evaluation . Legt auch eher Kelchhöhe nahe, aber da ich keine explizite Quelle mehr finden kann, habe ich die Passage angepasst. Danke für den Hinweis.
Armin Hey
22. Dezember 2020 um 07:30
Liebe Anja, lieber Felix, als Anfänger habe ich schon einige Folgen Eurer Videos mit Freude und Gewinn gesehen. Alles sehr schön für den Laien verständlich gemacht. Ein Detail aber kann ich nicht recht verdauen, und zwar die Faustregel über die Abmessung eines guten Weinglases: Verhältnis Durchmesser Mundöffnung zu Gesamtdurchmesser 1 : 3? Beim von Euch genannten Schott Zwiesel Taste beträgt der Durchmesser laut Hersteller 87mm. Das hieße, die Mundöffnung müsste ungefähr einen Durchmesser von 29mm haben, oder? Das ist ganz sicher nicht so. Ist vielleicht die Höhe des Kelchs gemeint? Könntet Ihr mir kurz meinen Knoten im Hirn lösen? Nur für meine Nachtruhe. Beste Grüße aus den unendlichen Weiten Mäcpomms, Armin Hey
Felix
23. Dezember 2020 um 17:12
Oh, das ist jetzt natürlich schon ganz schön lange her. Das war entweder Kelchhöhe oder aber es war Fläche an der breitesten Stelle zu Fläche der Öffnung, da die mit r-Quadrat wächst, wäre das dann 1:1,7 (was aber auch ein bischen viel wirkt). Vermutlich also Kelchhöhe...
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