Das richtige Weinglas ist wichtig. Ein solider leckerer Wein schmeckt auch aus einem Pappbecher solide und lecker. Ein großartiger, komplexer Rotwein schmeckt aus einem Pappbecher weder großartig noch komplex, höchstens solide und lecker – aber dafür haben wir das Stöffchen ja nicht aufgemacht. Eine Kaffeetasse oder ein Pappbecher ist ein schlechtes Weinglas. Unterboten höchstens noch von trichterförmig nach außen geneigten Schalen. Daraus trinkt Ihr bitte nur einen Wein: Wermut mit Eis und irgendetwas Hochprozentigem (egal ob geschüttelt oder gerührt).
Um das Weinglas machen echte Freaks mindestens so viel Brimborium wie um den edlen Tropfen selber. Ob Ihr einsteigt in die Welt der teuren Kristalle und zum Verfechter der Theorie werdet, dass ein gutes Weinglas aus einem Wein das Optimum herausholt, müsst Ihr nicht jetzt entscheiden. Erst mal besorgt Ihr euch einfache, aber vernünftige Weingläser.
Bei Weingläsern ist es wie beim Korkenzieher: die Form ist wichtiger als der Preis. Das Internet hält jede Menge Gläsertests zum Nachlesen bereit. Leider sind die wenigsten wissenschaftlich belastbar, mit entsprechenden Wiederholungen und Kontrollgruppen durchgeführt. Was man an belastbaren Ergebnissen finden kann, ist frei zusammengefasst folgendes: Ein gutes Weinglas ist nach außen gewölbt und nach oben verjüngend, mithin bauchig. Die Größe ist nicht so wichtig wie das Verhältnis des Durchmessers der Mundöffnung zum Durchmesser an der breitesten Stelle und der Kelchhöhe. Bevor Ihr jetzt mit einem Maßband beim Haushaltswarenhändler einrückt: So streng muss man beim ersten Weinglas vielleicht nicht sein. Besorgt Euch robuste Weiß- und Rotweingläser, etwa die Serie ‚Taste‘ von Schott Zwiesel oder vergleichbares. Wenn Ihr dann eine Weile dabei bleibt, werdet Ihr euch nach leichteren, dünnwandigeren Gläsern sehnen und dann investiert Ihr mehr Zeit und Geld in das Thema.
Rot- und Weißweinglas sollten sich in der Größe deutlich unterscheiden. Zu Anfang sind wir dogmatisch: Weißwein trinken wir aus Weißweingläsern und Rotwein aus Rotweingläsern. Große Gläser sind zwar für manche Weißweine besser geeignet (etwa für solche, die im kleinen Holzfass ausgebaut sind, dazu haben wir auch eine Folge gemacht), haben aber auch den Nachteil, dass der Wein in ihnen schneller warm wird. Und für die allermeisten Weißweine gilt: lieber ein zu kleines Glas als eine zu warme Trinktemperatur. Wenn Ihr später ausprobieren wollt, ob Ihr verschiedene Gläser für unterschiedliche Rebsorten verwenden wollt, legt Ihr euch Burgunderkelche als dritte Art Weinglas zu. Die machen sich gut mit allen Arten von im Barrique ausgebauten Weißweinen und vielen säurebetonten Rotweinen.
Mit dem ersten Wein aus dem Weinpaket der Webweinschule könnt Ihr übrigens ganz einfach unseren kleinen Test aus dem Video nachmachen. Mit dem Rivaner (auch Müller-Thurgau genannt) ist es ein Kinderspiel den Unterschied zu erschnüffeln, den geeignete Gläser beim Weintrinken machen. Probiert es aus!
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