Wein online kaufen ist eigentlich bequem, gehören Weinflaschen doch zu den eher schweren Alltagsgegenständen, die man sich gerne vom Paketboten in den dritten Stock tragen lässt. Doch Wein-Online-Shopping hat nicht nur mit Bequemlichkeit zu tun, sondern auch mit Geschmack – und die Angst vor dem falschen Wein im 12er-Karton hält erstaunlich viele Verbraucher vom Online-Kauf ihres Weines ab.
Wir sehen das eigentlich ähnlich: Wein online zu kaufen um einen Euro pro Flasche zu sparen, lohnt nur selten. Der Service beim Händler vor Ort, vor allem die Möglichkeit zu probieren und möglicher Ersatz bei Flaschenfehlern, wiegt eine Ersparnis von wenigen Prozent kaum auf. Doch es gibt auch Situationen, in denen sich der Weinkauf im Internet lohnt. Gehen wir die Frage doch einmal anhand konkreter Weine an.
Einen deutschen Winzerwein kauft Ihr entweder beim Fachhändler um die Ecke (einzelne Flaschen) oder beim Winzer direkt (ab 12 Flaschen oder ein Probierpaket), das ist unsere Meinung, die allerdings sehr stark dadurch gefärbt ist, dass wir in Berlin leben und es hier nicht an guten Quellen mangelt. Wer irgendwo auf dem platten Land lebt und von Filialisten wie ‚vom Fass‘ oder Jacques Weindepot umzingelt ist, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als auch deutschen Wein online zu kaufen. Und wenn Ihr nur die Neugierde befriedigen wollt, wie denn dieser oder jener viel diskutierte Wein eines Winzers schmeckt, dann lohnt es sich auch nicht gleich ein Probierpaket beim Winzer zu ordern. Für solche Fälle gibt es hervorragend sortierte Online-Weinhändler, bei denen Ihr euch Eure eigenen Probierpakete über Weingebietsgrenzen hinweg zusammenstellen könnt. Einerseits sind das klassische stationäre Weinhändler mit Webshop wie Mövenpick, Ludwig von Kapff, die Weinzeche Essen, Willenbrock oder Rindchens Weinkontor, andererseits die reinen Onliner wie Vicampo, Vinexus, Belvini oder Genuss7. Unbedingt empfehlen wollen wir unsere Freunde von K&M aus Frankfurt, bei denen Ihr auch das Weinpaket der Webweinschule online bestellen könnt. Hawesko hat zwar ein breites Angebot, oft aber Apothekenpreise und lohnt sich nur, wenn es gerade einen Hawesko-Gutschein gibt oder Restposten locken. Dann gibt es die mit
besonders exquisitem Sortiment wie Behringer und Sohn, Lobenbergs gute Weine und K&U/Weinhalle. Die beiden Letztgenannten haben auch ein exquisites Österreichsortiment. Ansonsten gilt auch für österreichische Winzer: schaut erst einmal in Eurer Umgebung. Der Direktbezug aus Österreich scheitert meist am üppigen Paketporto. Als Ösi-Spezialisten empfehlen können wir noch Wagners Weinshop.
Neben der Bequemlichkeit in der Abwicklung von Reklamationen gibt es noch ein weiteres Argument dafür, möglichst regelmäßig im örtlichen Fachhandel einzukaufen. Viele von euch fragen uns: wie finde ich Zugang zur Weinszene meines Heimatortes? Und die Antwort ist: am einfachsten über die engagierten Händler in Eurer Stadt. Und mit denen kommt Ihr am besten in Kontakt, wenn ihr die spannenden Weine aus deren Sortiment kauft – nicht um jeden Preis, aber ohne auf ein oder zwei Euro Preisdifferenz zum Internet zu schauen.
Internationale Markenweine, also etwa Dieter Meiers Puro, Antinoris Villa Antinori, sämtliche Produkte der Champagner-Häuser, die einfachen Weine von Rothschild, Mondavi oder Penfolds und auch die Weine von Deutschlands qualitativ bestem Massenproduzenten Markus Schneider kauft Ihr online meist deutlich günstiger als im stationären Handel. Viele dieser Weine sind sehr ordentlich und der ideale Wein für die Party, bei der ihr einen Wein ausschenken wollt, der Eurem Status als Weintrinker zur Ehre gereicht ohne Euch zu ruinieren (okay, Champagner für alle ist immer ruinös). Und genau dann kauft Ihr diese Weine online, wenn Ihr ein 6er- oder 12er-Paket braucht. Und dann schaut Ihr euch auf den Seiten der Händler um, die vor allem mit Aktionspaketen oder schmalem Sortiment große Mengen solcher Weine verkaufen. TVino gehört hier zu den empfehlenswerten Online-Shops, ebenso wie Feinkostspezialist Gourmondo.
Ihr könnt diese Weine auch online kaufen, wenn ihr ganz alleine ordentlichen Wein trinken wollt, aber tatsächlich entwachst Ihr diesen Weinen vermutlich mit der Zeit. Sie sind vor allem eines: verlässlich, und je länger Ihr euch mit Wein beschäftigt, desto unwichtiger findet Ihr Verlässlichkeit und desto mehr interessieren Euch Spannung und die Entdeckung von Neuem. Aber Parties feiern, das gebt Ihr hoffentlich nie auf.
Der größte Teil der Weine, die im Internet Absatz finden, stammt aus dem Ausland und das verwundert nicht weiter, fehlt doch die Konkurrenz durch die Direktvermarktung der Weingüter. Fast jeden internationalen Spitzenwein, egal ob Brunello aus Italien, Rioja Gran Reserva aus Spanien, Klassifiziertes Chateau aus Bordeaux oder Boutique Wein aus Kalifornien findet Ihr im Internet günstiger als im stationären Handel. Dazu kommen riesige Mengen an ordentlichen Alltagsweinen und gehobener Ware in der Region 8 bis 20 Euro. Allerdings bieten die günstigsten Webhändler oft wenig Beratung. Spanienspezialist Silkes Weinkeller verkauft ausschließlich über den Preis und viele bunte Medaillen und hohe Punktzahlen neben den Produktbildern. Wer von Spanien keine Ahnung hat, der geht bei so einem Händler verloren. Wer Ahnung hat, spart allerdings richtig. Konkurrent Wein & Vinos setzt auf eine Bewertungsplattform und bietet ungeschminktes Kundenfeedback zu jedem Wein, was gerade jüngere Konsumenten einer von Fachworten strotzenden Beratung vorziehen. Auch bei diesem Händler geht aber vor allem einiges über den Preis. Dass es immer noch billiger geht, zeigt decántalo, die direkt aus Spanien versenden und oft den tiefsten verfügbaren Preis bieten. Das Porto bei diesem Händler ist zwar etwas höher, wer aber durchgängig in der 20-Euro-Liga einkauft, holt das locker wieder raus. Bei den Italien-Spezialisten setzt Ronaldi auf ein eigenes Bewertungssystem seiner Weine und findet als einer er wenigen Händler nicht einfach alles großartig. Bis zu 5 Sterne können Weine bei Ronaldi erringen und etliches im Sortiment hat lediglich zwei, weist trotzdem oft ein gutes Preis-Leistungsverhältnis auf. Auch Ronaldi ist oft Preisführer, als Alternative eignet sich manchmal Vineola. Reine Frankreichspezialisten gibt es kaum im Web. Hier lohnt sich ein Blick zu den oben genannten Händlern mit exquisitem Sortiment oder zu denen mit riesiger Auswahl wie Weinunion oder Vinello, bei denen Ihr auch Weine aus ganz exotischen Weinländern wie Israel findet. Capreo ist einer der guten Anbieter von Weinen aus Südafrika, Konkurrent Club of Wine ist nicht auf Südafrika beschränkt, hat aber dort einen Sortimentsschwerpunkt. Weine von Down Under sind der Schwerpunkt von Shiraz und Co. Einen ganz anderen Ansatz fährt Delinat, die nicht die Herkunft, sondern die Machart zum Kriterium machen: Hier ist alles Bio, ebenso wie bei Vinaturel.
Gereifte Weine online zu kaufen ist Vertrauenssache. Unsachgemäße Lagerung setzt einem Wein immer zu und ist eine Flasche über Jahre falsch gelagert worden, schränkt das den Genuss erheblich ein. Quellen für gereifte Weine finden sich im Web reichlich, allen voran ebay. Doch Weinkauf bei eBay ist sehr oft mit einem Risiko verbunden. Ob Ihr dieses eingeht, könnt Ihr nur selbst entscheiden. Wenn Ihr euch für deutsche Weine interessiert, könntet Ihr viel Spaß damit haben Kellerleichen bei ebay zu ersteigern, die gehen dort reichlich für einen Euro plus Porto über den Tisch. Sobald es sich bei den eingestellten Weinen aber um mehr oder weniger trinkreife Weine berühmter Herkunft, also etwa Bordeaux, Brunello, oder Barolo handelt, erreichen die Preise annähernd das Niveau der spezialisierten Händler. Zu denen gehört zuvorderst Unger Weine, die als sehr vertrauenswürdige Quelle gelten. Klein und fein unterwegs in dieser Nische ist auch Nussbaum Weine. C&D aus Köln, die auch ein tolles Deutschland- und Frankreichsortiment haben, kaufen auch regelmäßig private Keller auf und haben dann Raritäten im Angebot. Gleiches gilt für Vineshop24. Das sind alles seriöse Quellen (hier haben wir einen Vineshop-Gutschein für Euch). Das Problem für einen Raritätenhändler ist, dass er sich beim Ankauf von Weinen zwar ein Bild von den Lagerbedingungen des Verkäufers machen kann, dies aber nicht automatisch bedeutet, dass die Weine über ihre ganze Lebensdauer unter diesen Bedingungen gelagert wurden. Auch hier ist ein persönlicher Kontakt zum Händler oft viel wert. Die Lagerproblematik gilt auch für die Wein-Auktionshäuser, von denen es gleich mehrere gibt: Traditionsunternehmen Koppe & Partner verkauft die wirklich wertigen Weine meist in Präsenzauktionen in Luxushotels deutscher Großstädte und versteigert einmal im Monat den Kleinkram online – hier könnt Ihr Schnäppchen machen. Die Munich Wine Company ist ebenfalls seit einiger Zeit am Markt. Neuester Spieler im Markt ist Catawiki. Wichtig bei Auktionen ist: prüft vorher, ob euer Gebot der finale Preis ist, oder ob noch Fracht, Taxe und Gebühren dazukommen. Die Preisauszeichnungsverordnung, die verlangt, dass immer der Alles-inklusive-Preis genannt werden muss, gilt bei Auktionen nicht.
Die größte Stärke des Internets sind aber vielleicht diese kleinen, feinen Freakshows, die von Laufpublikum niemals leben könnten, weil sie ganz spezielle Weine verkaufen, deren Liebhaber über das ganze Land verstreut sind. Alex Zülch war mit Vins Vivants der erste, der sich auf Orange und Natural Wines spezialisierte. Samovino handelt exklusiv mit serbischen, von denen viele ebenfalls in diese Kategorie fallen.
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