Angebote zu Wein im Internet drehen sich bis auf ganz wenige Ausnahmen vor allem um Weinhandel. Journalistische Magazine haben Schwierigkeiten, sich ob der kleinen Zielgruppe mit Werbung über Wasser zu halten. Das relativ neue Magazin Wein.com kommt einem journalistischen Angebot recht nah, beschäftigt einige bekannte Autoren, wie auch den Weinkritiker Wolfgang Fassbender, den wir ja jüngst im Interview hatten und verweist nur hier und da auf den eigenen Shop. Die Texte zu allgemeinen Wein-Themen sind tatsächlich für echte Menschen geschrieben – die meisten Weinmagazine von Online-Händlern bieten Texte, die in erster Linie für Google geschrieben wurden, mit nerviger Häufung der Begriffe, für die der Text dann später gut bei Google ranken soll. Wein.com ist da deutlich besser.
Lebendige Texte bietet häufig auch CaptainCork, die Wein-Tageszeitung im Netz. Das Angebot, das sich vor allem an weininteressierte Laien richtet, war in der Vergangenheit Gegenstand zahlreicher Kontroversen, bei denen es unter anderem um die Frage ging, ob es sich bei CaptainCork um ein journalistisches Angebot oder um eine durch Product Placement finanzierte Art von Dauerwerbesendung zu Wein im Internet handelt. Es hilft vermutlich, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man die Urteile der Redaktion zur Grundlage eigener Kaufentscheidungen macht. Verglichen mit den Weinmagazinen der großen Weinhändler ist CaptainCork allerdings ein interessanteres Online-Angebot zum Thema Wein.
Für Normalweintrinker nur gelegentlich interessant ist das Portal Weinkenner.de von Jens Priewe. In dessen News finden sich etliche Geschichten, die eher Branchen- als Konsumentenbezug haben und auch die Reportagen sind nicht alle für Ottonormaltrinker. Aber Priewe, der einige sehr erfolgreiche Weinbücher auch für Anfänger, geschrieben hat, bemüht sich stets um verständliche Sprache und schreibt ohne Dünkel. Insbesondere seine Besprechungen von Wein aus dem Discounter und Supermarkt sind für ein breites Publikum gedacht.
YouWine heißt eine Plattform, die drei Absolventen der Wein-Uni Geisenheim gemeinsam ins Leben gerufen haben. Sie widmen sich explizit interessierten Einsteigern und wählen ihre Themen entsprechend. Die Sprache ist (manchmal etwas bemüht) jung und die Artikel und Empfehlungen frei von jeglichem Snobismus. Die Erscheinungsfrequenz ging in jüngster Zeit allerdings in den Keller. Wir hoffen, da entsteht nicht die nächste Ruine zum Thema Wein im Internet.
Ein Genussmagazin mit hohem Weinanteil stellt die Plattform Taste dar. Das in der Schweiz beheimatete Team rund um die Autorin Britta Wiegelmann und den Designer Frank Johne schwelgt gerne in schönen Geschichten rund um gutes Essen und guten Wein. Wiegelmann, die eine Zeit lang Chefredakteurin der Vinum war, hat verinnerlicht, dass Wein im Internet eine andere Schreibe als in Zeitschriften verlangt und komponiert eine tolle Website zum Thema – unser Tipp für Genießer.
Richtig umfangreiche Angebote zum Thema Wein im Internet finden sich vor allem für Weinfreaks und Menschen die alles ganz genau wissen wollen. Hunderttausend verkostete Weine führt Wein-Plus in seiner Datenbank. Früher flankierten einige bunte Magazintexte rund um Wein diesen Weinführer, doch gerade dieses Angebot hat Wein-Plus zuletzt zusammengestrichen. Zudem ist Wein-Plus kostenpflichtig und die Zahl der frei lesbaren Texte tendiert mehr und mehr gegen Null. Damit eignet sich dieses Weinmagazin eher gar nicht für Einsteiger, obwohl es doch das bestgepflegte Glossar im Weinweb bereithält. In Zeiten von Wikipedia nimmt dessen Bedeutung ab, ist aber immer noch ein Referenzwerk zu Thema Wein im Internet.
ENO Worldwine heißt das online Weinmagazin von Eckhard Supp. Es ist eine der umfangreichsten Quellen für Basis- und Expertenwissen zum Thema Wein im Internet. Supp schreibt schon seit über 20 Jahren Weinbücher und hat etliche sehr erfolgreiche Einsteigerführer geschaffen. Aus diesem großen Fundus an Wissen und Werken stellt er etliche Texte kostenlos auf seiner Seite ein. Allerdings ist Supp ein Akribiker, würde niemals einen Sachverhalt so stark vereinfachen, dass man ihm Ungenauigkeit unterstellen könnte. Das macht das Lesen seiner Texte – zumindest am Bildschirm – manchmal anstrengend.
Hinter wein.de verbirgt sich die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft DLG, die Weintrinker von den ‚hübschen‘ Medaillen auf manchen Weinen kennen – vor allem auf Flaschen, um die ambitionierte Genießer meist einen Bogen machen. Das Internetangebot zum Thema Wein, das die Marketinggesellschaft der Deutschen Landwirtschaft unter der besten aller möglichen Domains aufgebaut hat, ist leider fürchterlich belanglos und veraltet. Lediglich das ausführliche (und hier kostenlose) Glossar ist von Interesse, wieder vor allem für diejenigen, die alles ganz genau wissen wollen.
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