Piwi-Rebsorten sind Weinreben, die gegen bestimmte Pflanzenkrankheiten hochresistent sind. Ihr Anbau erfordert daher viel weniger Spritzmittel, was die Umwelt schont. Das ist die kürzeste Fassung einer Antwort auf die Frage: Was sind Piwis? Aber es gibt natürlich auch eine Langform mit ausführlicheren Erklärungen.
Piwi-Rebsorten sind eine Kreuzung aus zwei völlig verschiedenen Arten von Reben. Weil diese Reben mit den Worten der Biologie zu unterschiedlichen Spezies gehören, nennt man Piwis manchmal auch ‚interspezifische Kreuzungen‘. Ein Kreuzungspartner gehört dabei zur Familie der europäischen Edelreben (Vitis Vinifera) und sorgt für Geschmack. Das kann zum Beispiel Riesling oder Cabernet Sauvignon sein.
Der andere Kreuzungspartner bringt Resistenz gegen Pilzkrankheiten ein. Diese heißen echter und falscher Mehltau oder Oidium und Peronospora. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa eingeschleppt. Amerikanischen und asiatischen Wildreben können diese Krankheiten nichts anhaben. Allerdings ergeben deren Trauben keinen guten Wein. Also besteht die Kunst darin aus verschiedenen Reben neue zu züchten, die ihre geschmacklichen Eigenschaften der europäischen und ihre Widerstandsfähigkeit der Wildrebe verdanken. Mehrfache Kreuzungen sind durchaus üblich, Gentechnik findet keine Verwendung.
Die Züchtung von Piwis begann in den 70er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Damals gab es schon erste Überlegungen, weitere umweltschonende Eigenschaften in die Reben einzuzüchten. Viele Piwis kommen deswegen auch mit weniger oder ganz ohne Mineralstoffdünger aus. Spritzungen und Düngung sind aber die beiden wichtigsten CO2-Einsparmöglichkeiten im Weinbau. Zum einen verursacht die Düngerproduktion und -ausbringung fast fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, zum anderen erfordert die Ausbringung von Spritzmitteln viele Fahrten mit schwerem Gerät, was Diesel verbraucht und die Böden verdichtet. Piwis sparen also Chemie und CO2.
Trotz dieser herausragenden Vorteile waren die ersten 50 Jahre der Piwi-Historie ein ziemlicher Flop. Die ersten zugelassenen Sorten schmeckten schwach wie etwa der Solaris (Ausnahmen kommen vor), oder glänzten mit albernen Namen wie ‚Baron‘ oder ‚Regent‘ – vielfach sogar beides wie der ‚Bronner‘. Diese Rebsorten setzten sich vor allem an den nördlichen Rändern der herkömmlichen Weinbauzonen durch und fanden Verbreitung in Belgien, Dänemark oder England, weil sie viel Regen aushalten.
Im zweiten Anlauf sieht das ganze jetzt besser aus. Gute Namen, gute Rebsorten und junge Winzer, die ansprechende Weine außerhalb der Ökofreak-Ecke etablieren. Piwis starten durch. Die Stars unter den Rebsorten sind dabei der Cabernet Blanc, Souvignier Gris und Sauvignac. Auch etliche Spitzen-Rote lassen die Zeiten harscher Regent-Weine vergessen. Cabernet Cantor und Satin Noir (okay, ganz sind die schaurigen Namen nicht ausgestorben) zählen hier zu den Hoffnungsträgern.
Hinweis: wir haben die Weine nach eigenen Vorstellungen ausgesucht, keiner der Winzer hat uns dafür bezahlt, dass ihre oder seine Weine zur Verkostung kommen.
Mit dem Klick auf "Kommentar abschicken" erkläre ich mich mit der Speicherung meiner IP-Adresse im Zusammenhang mit meinem Kommentar einverstanden.
Schreibe einen Kommentar