Scheurebe lautet der Name der weißen Rebsorte nicht, weil sie als Pflanze besonders scheu oder empfindlich wäre, sondern weil sie 1916 in Alzey von Herrn Scheu gezüchtet wurde. Scheurebe ist also eine Neuzüchtung, genau wie Zweigelt oder Müller-Thurgau, die ebenfalls nach ihren Züchtern benannt sind. Die „Scheu“, wie Fans die Sorte auch liebevoll nennen. Ist vor allem in Deutschland verbreitet. Auch in Österreich existieren noch Bestände, vor allem in der Stzeiermark. Dort heißt die Rebsorte gewöhnlich Sämling 88. Die mit Scheurebe bestockte Fläche ist stark rückläufig, hat sich in den letzten zehn Jahren Deutschland fast geviertelt. Neuanpflanzungen finden sich hingegen in England wo in jetzt erst angelegten Weinbergen viel mit Cool-Climate-Neuzüchtungen experimentiert wird. Und Scheu ist eine echte Cool-Climate Rebsorte.
Die Scheurebe wächst vor allem in den besten Lagen. Gleichzeitig erzielen die Winzer für sie selten genau so viel Geld wie für Riesling, mit dem sie um Flächen konkurriert. Also entscheiden mehr und mehr Winzer sich für den Riesling und gegen die Scheu. Diejenigen Winzer, die ihr die Treue halten, geben sich dafür meist allergrößte Mühe. Die wenigen Weine, die von der Scheurebe noch erhältlich sind, sind daher oft besonders gut.
Das besondere an Scheurebe ist ihr Bukett. Es erinnert manchmal an „Katzenpisse“, was früher auch ein mundartlicher Spitzname der Rebsorte war. Wie der Sauvignon Blanc kann die Scheu eine hohe Konzentration an 4MMP aufweisen, was dann an diesen Geruch erinnert. Genauer haben wir das in der Folge über Sauvignon Blanc erläutert. Anders als beim Sauvignon kombiniert sich dieses Aroma bei der Scheu allerdings nicht mit grünen Noten, so dass die Scheu etwas harmonischer schmeckt, als der oft etwas grasige Sauvignon. Aber sie ist kein weichgespülter Sauvignon, denn Scheu zeigt sehr oft einen feinen Bitterton. Viele Weintrinker assoziieren sie mit Pink Grapefruit, aber eben, wenn man die kleinen Häutchen mit isst.
Was man mal getrunken haben muss ist ein trockener Basiswein, einer der einfach Spass macht. Der kostet zwischen fünf und zehn Euro. Wir sind große Fans des Weingutes Weegmüller. Das einzige Weingut, das wir kennen, das sich selbst ‚Riesling und Scheurebe Weingut‘ nennt. Bei den mittelgewichtigen trockenen Scheus wird man ebenfalls bei Weegmüller fündig, aber auch beim Weingut Müller-Catoir, die einen Ortswein laut VDP-Statut davon machen. Bei den großen trockenen Weinen empfehlen wir gleich zwei. Einerseits einen Wein aus dem Stahltank und einen aus dem Holzfass. Zum Beispiel die Scheurebe Erste Lage Alte Reben vom Weingut Wirsching in Franken aus dem Edelstahl und den „SP“ vom Weingut Pfeffingen. Dieses Weingut füllt jedes Jahr bis zu sieben verschiedene Scheureben.
All diese Weine halten zwar eine Weile, sollten aber vergleichsweise jung getrunken werden. Trockene Scheurebe hält nicht ewig. Das ist die einzige kleine Schwäche der Scheu. Einfache Weine sollte man binnen zwei Jahren trinken und auch die großen trockenen müssen nicht unbedingt älter als zehn Jahre werden. Süß hält sie allerdings länger, da schmeckt Scheurebe sogar erst besser, wenn Sie ein bisschen gereift ist. Und auch bei den süßen Weinen empfehlen wir die genannten Weingüter. Diese gehören zu den absoluten Spitzenerzeugern, wenn es um fruchtsüße und edelsüße Scheu geht.
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