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Wer Rueda sagt, muss auch Verdejo sagen, denn es ist die autochthone Sorte des Gebietes, die auf mehr als 85% der Fläche steht. Doch bevor wir uns dieser spannenden Rebsorte widmen, zunächst zur Geografie der D.O. Rueda. Sie liegt auf der Spanischen Hocheebene (Meseta central) am Fluss Rueda. Von Ribera del Duero kommend segeln wir einfach nur 50 Kilometer in Richtung Portugal den Fluss runter an Valladolid vorbei und schon sind wir da. Das Ufer befindet sich hier ungefähr auf 600 Meter Höhe und die Weinberge liegen flussabwärts betrachtet links, also südlich. Wenn wir uns vom Fluss entfernen steigt das Höhen-Niveau auf 800 Meter, in der Provinz Segovia fast auf 900. Das Anbaugebiet sieht wie der Großbuchstabe Q aus und die Rebflächen von Segovia bilden quasi den Q-Strich. Die Rueda-Flächen zum Fluss hin gehören in die Provinz Valladolid.
Das Klima ist schnell beschrieben: Tagsüber brüllend heiß und insgesamt sehr trocken. Kühle Nächte sorgen für Frische, denn sie hemmen die Zuckerbildung und Säure-Veratmung. Die Weine der D.O. Rueda haben ein für diese Hitze erstaunliches Frische-Level.
Im Gebiet der D.O. Rueda stand schon immer Weißwein, vor allem die autochthone Verdejo. Ab 1892 zerstörte die Reblaus fast 90.000 Hektar, aber glücklicherweise nicht alles. Insbesondere das schon erwähnte Segovia hat extrem sandige Böden. Im Sand kann sich die Reblaus nicht gut vermehren. Deswegen verfügt die D.O. Rueda über die größte Ansammlung wurzelechter Reben aus der Zeit vor der Reblauskatastrophe auf der iberischen Halbinsel.
Aber es war ein kleiner Teil der Fläche, der überlebte. Nachgepflanzt wurde mit den Rebsorten Macabeu und vor allem Palomino. Das funktionierte nicht. Am Ende ging es dem Weinbau in Rueda nicht besonders gut. Anfang der 1970er Jahre war die Fläche auf wenige Tausend Hektar geschrumpft, als 1972 das Weingut Marques de Riscal auf den Plan trat, ein berühmtes Weingut aus der Rioja. Die Familie suchte neue Impulse für ihr Weißweingeschäft und Professor Peynaud aus Bordeaux als Berater schlug dann vor, es mit Verdejo in Rueda zu probieren.
Riscal hob das Potential von Region und Sorte und löste mit seinem Wein einen kleinen Boom aus. Auch mit Sauvignon Blanc experimentierte das Weingut erfolgreich. 1980 entstand die D.O. und ab dem Jahr 2000 begann dann der große Boom. Mittlerweile stehen in der D.O. Rueda schon wieder fast 20.000 Hektar. Immerhin 1.000 Hektar sind mit Sauvignon Blanc bestockt. Dieser wird fast immer sortenrein ausgebaut. Verdejo ist aber der Hauptdarsteller.
Die Rebsorte Verdejo stammt aus Nordafrika, wird aber schon seit dem 11. Jahrhundert im Gebiet um Rueda kultiviert. Sie ist Dürre-resistent, kleinbeerig und spät reifend. Ihr Geschmack ist angenehm würzig, gleichzeitig aber auch frisch-fruchtig. Den deutschen Weintrinker erinnert die Aromatik eventuell an Müller-Thurgau. Auch Sauvignon Blanc kommt einem in den Sinn. Der Alkoholgehalt von Weinen aus Verdejo liegt meist bei12 bis 13 Prozent, wenngleich man mit etwas Arbeit auch einen leichten Wein hinkriegt, sogar Sektgrundwein. Rueda hat keine Cava-Flächen abbekommen, deswegen erzeugen die Winzer hier einen Espumoso genannten Schaumwein aus Verdejo.
Weine aus der Rebsorte Verdejo können altern, müssen aber meist nicht. Mehr und mehr Winzer bringen aber auch Weine aus dem kleinen Holz (‚Fermentada en Barrica‘), oder mit langem Hefelager erzeugte Verdejos heraus. Solche Weine dürfem gerne ein paar Jahre reifen, bevor man sie trinkt.
Die Struktur in Rueda ist erwähnenswert. Weniger als 100 Weingüter bewirtschaften fast 20.000 Hektar. Über 80 Prozent Weingärten sind neu angelegt: Drahtrahmen, Tröpfchenbewässerung, 3 Meter Pflanzabstand, damit die ganz großen Maschinen in den Weinberg passen.
Es gibt in Rueda sehr technisch erzeugten Wein. Der Großteil der Weine gärt temperaturkontrolliert im Edelstahl, um Frische und Frucht zu erhalten. Auf der anderen Seite rechnet sich die Gesamterntemenge zu niedriegen Hektarhöchsterträgen um, die mit denen des VDP in Deutschland vergleichbar sind.
Und auch der mehrheitlich verwendete Vollernter hat seinen Schrecken verloren. Je wärmer das Anbaugebiet, desto gleichmäßiger reifen die Trauben und können dann auch alle gleichzeitig mit der Maschine geholt werden. Vor allem aber kann man mit Vollerntern nachts ernten. Und das ist in Rueda sehr verbreitet. Weit mehr als die Hälfte der Trauben wird nachts geerntet, auch bei Bio-Produzenten. Denn was die Weingüter tagsüber holen, kommt so warm in den Keller, dass es aufwendiger Kühlung bedarf. Wenn die Trauben zu warm sind, fängt der Most sofort nach dem einmaischen an zu gären. Dann kann man keine Maischestandzeit machen und keine Mostvorklärung – deswegen die Kühlung. Die Umweltbilanz des Vollernters ist besser als die von Handlese und Kühlhaus.
Neben den klassischen gibt es in der D.O. Rueda einen gespriteten Likörwein, Dorado Rueda und auch Rotweine. Diese ergeben ungefähr anderthalb Prozent der Produktion. Beides kommt quasi gar nicht in Deutschland vor und wird hier nicht weiter behandelt.
Im Video findet Ihr interessante Trinkempfehlungen. Viel Spaß.
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