Riesling ist unsere Lieblingsrebsorte, also beginnen wir unsere Rebsortenkunde mit dieser urdeutschen Traube. Bevor wir die wichtigsten Fragen beantworten, wollen wir noch schnell ein paar Begriffe klären. Die Rebsorte heißt in Deutschland Riesling, in der badischen Ortenau auch Klingelberger. Da es auch eine vor allem in Österreich verbreitete Rebsorte mit dem Namen Welschriesling gibt, heißt unsere Version im Ausland oft auch Rhein-Riesling oder ‚echter Riesling‘. Welschriesling und Riesling haben keinen gemeinsamen Ursprung. Sie unterscheiden sich auch sehr.
Der Riesling ist eine natürliche (spontane) Kreuzung mit den Partnern Heunisch, Gewürztraminer sowie der Echten Wilden Weinrebe. Er wurde vor über 600 Jahren in Deutschland der Natur entnommen, vermehrt und gezielt angepflanzt. Deutschland und seine Anrainer sind auch das hauptsächliche Verbreitungsgebiet des Rieslings. Daneben kommt er in geringen Mengen im nördlichen Italien vor, sowie in signifikanten Mengen in New York (State), Washington (State) auf der Niagara-Halbinsel und in Westaustralien. Man sagt der Rebsorte nach, sie bilde ihren Standort geschmacklich ab. Dass das stimmt sieht man daran, dass Westaustralische Rieslinge tatsächlich durch die Bank anders schmecken als deutsche. Und in Deutschland lernt man auch als Anfänger sehr schnell, einen Riesling von der Mosel geschmacklich von einem vom Rheinufer zu unterscheiden.
Zu den wichtigsten Eigenschaften des Rieslings zählt seine Eignung für kühle Standorte. Später Austrieb und Blüte mindern das Risiko von Schäden durch Spätfrost, denn Frost während oder nach der Blüte zerstört die Ernte. Je später eine Rebe blüht, desto kälter und spätfrostgefährdeter darf ihr Standort sein. Riesling reift sehr lange und mag kühle aber trockene Herbste. Dies hilft ihm sich eine knackige Säure zu bewahren, die, wie auch seine intensiven Fruchtaromen, sein Geschmacksbild prägen. Die Säure eignet sich hervorragend für halbtrockene und süße Weine, so dass aus Riesling alle Arten von Wein etstehen, von leicht bis schwer, von trocken bis süß, in den Ausprägungen Stillwein, Schaumwein oder Secco (Perlwein). Deswegen sollte auch jeder, er sich für Wein interessiert einmal ein bisschen Zeit auf den Riesling verwenden, selbst wenn einige Weintrinker nach dieser Beschäftigung für sich entscheiden, dass sie säureärmere Weine bevorzugen.
Das Thema Süßwein haben wir in Folge 29 vor allem anhand des Rieslings behandelt. Wir beschränken uns hier daher auf Tipps für die Beschäftigung mit trockenem Wein. Zum Einstieg solltet Ihr zwei einfache trockene Gutsrieslinge probieren, einen aus dem Rheingau für die eher schlanke, einen aus der Pfalz für die eher barocke Spielart des Riesling. (Bei Erzeugern, die mit dem Prädikatssystem arbeiten, greift Ihr auf den trockenen Kabinett zurück.) Wenn Euch das gefällt, greift Ihr zu einer trockenen Spätlese oder einem VDP.Ortswein, so der Wein von einem VDP-Mitglied stammt. Außerdem solltet Ihr euch dann auch mit Rieslingen aus Franken beschäftigen, die für gewöhnlich maximal knackig ausfallen.
Bei den Spitzenqualitäten reicht es nicht, wenn Ihr euch ein ‚Großes Gewächs‘ oder eine Auslese trocken von einem Erzeuger aus Deutschland besorgt. Ihr solltet auch einen Riesling aus der Wachau (vom Typ ‚Smarags‘) oder einen ‚Grand Cru‘ aus dem Elsass besorgen. Achtet dabei darauf, dass er 13,5% oder mehr Alkohol hat. Das sind die Vertreter eines sehr eigenen Stils, bei dem auch edelfaule, rosinierte Trauben zum Einsatz im trockenen Riesling kommen. Diese ‚Botrytis-Beeren‘ verwenden Deutsche Winzer üblicherweise nur für süßen Riesling. Unsere Nachbarn erzeugen mit Ihnen sehr schweren, würzigen Riesling.
Zu den berühmtesten und teuersten trockenen Rieslingen gehören vor allem die Weine von Klaus-Peter Keller (D), F.X.Pichler (AT) und dem Weingut Trimbach (F/Elsaß). Sie sind aber vor allem selten, nicht unbedingt immer die besten (wenngleich fast immer herausragend gut) und vor allem im Stil nicht unbedingt eigen. Wer seinen Horizont erweitern will, greift eher zu Kultweinen mit eigenständigem Charakter, wie der Kallstadter Saumagen Auslese trocken ‚R‘. Diese ist zwar auch nur schwer zu ergattern, kostet dann aber deutlich weniger als die Weine der drei erstgenannten. Aber Achtung: Die ‚Sau AT‘ muss reifen und macht erst im Alter von zehn Jahren oder mehr richtig Spaß.
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