Orange Wine ist eine Gattung von Wein, die in Deutschland relativ klar definiert ist, als maischevergorener Weißwein. Da die meisten ‚grünen‘ Weintrauben, aus denen Wein entsteht (Keltertrauben) zur Ernte farblich eher ins Goldene gehen, entsteht aus ihnen ein ins Orangene tendierender Wein, wenn man sie erst nach der Gärung presst, mithin ‚auf der Maische‘ vergärt. Doch diese Definition ist eine sehr technische, die vor allem hierzulande Anwendung findet. Die meisten Menschen meinen etwas anderes, wenn sie von Orange Wine, Naturwein oder Vins Naturel sprechen. Für sie ist Orange Wine ein Wein, der spontan (also ohne Zugabe von Zuchthefen) auf der Maische vergoren, ungeschönt, unfiltriert und ungeschwefelt entsteht und gefüllt wird. Mittlerweile haben sich Verbände und Vereine in der Szene der Naturweinproduzenten etabliert, die auch eine geringe Schwefelgabe tolerieren. Gesetzlich definiert ist der Orange- und Naturwein eh nicht.
Viele stören sich am Begriff Naturwein, weil er erstens impliziert, dass alle anderen Kunstwein produzieren und zweitens inhaltlich falsch ist. Wein entsteht nicht in der Natur. Würde man die Trauben nicht ernten, würden Sie verfaulen. Sammelte man sie in einem Bottich, quetschte sie ohne irgendetwas anderes zu machen, erhielte man als einzig stabiles Endprodukt Essig. Mit anderen Worten: Wein entsteht nur als Ergebnis eines von Menschen gesteuerten Prozesses. Er ist also ein Kulturprodukt und kein Naturprodukt, egal ob konventioneller oder Orange Wine.
Doch das ist Besserwisserei. Eigentlich wissen alle, was mit Orange Wine gemeint ist. Naturwein ist ein Wein, der vier Dimensionen hat: Trauben, Menschen, mechanische Gerätschaften (also Gärbehälter, Pressen und eventuell Pumpen) sowie Zeit. Die üblicherweise fünfte Weindimension, Behandlungsmittel und -methoden, von so simplen wie Filtration bis zu komplizierten wie Gummi Arabicum und dem finalen Schwefel, bleibt ungenutzt. Dabei gehen viele Produzenten noch einen Schritt weiter und verwenden Tonamphoren, wie sie vor tausenden von Jahren üblich waren, und graben diese ein, statt elektrische Kühlverfahren zu verwenden. Aber das ist keine zwingend vorgeschriebene Vorgehensweise.
Das Ergebnis von Maischegärung ist immer ein Wein mit einem erhöhten Gerbstoffgehalt, da der Alkohol diese im Laufe der Gärung aus den Schalen löst. Bei Orange Wine können diese eine interessante geschmackliche Komponente darstellen, animierend und strukturierend wirken, oder ins Bittere driften und den ungewohnten Konsumenten vor Herausforderungen stellen – um es höflich auszudrücken. Unsere Erfahrung ist, dass sich genau an diesen Gerbstoffen häufig die Geister scheiden. Im Video hat Felix drei Orange Wines im Gepäck, die deutlich machen, dass auch bei der reduzierten Methodik des Orange Wine genügend Freiraum für den Winzer bleibt, eine eigene Stilistik umzusetzen. Wenn Ihr mehr über die drei Weine wissen wollt, dann lest Felix detaillierten Bericht zu den Weinen auf seinem Blog. Wie im Video erwähnt, ist der Amour Fou nicht mehr erhältlich. Den Wein von Balthasar Ress könnt Ihr online kaufen, den von Marc Weinreich nur ab Weingut.
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