Mosel, das Anbaugebiet. Wie schon der Name sagt, schmiegen sich die Rebflächen an den Fluss Mosel. Dieser wird im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg beim berühmten Städtchen Schengen deutsch, zunächst als Grenzfluss mit Luxemburg bis Wasserbillig. Ab dort fließt der Fluss durch das Bundesland Rheinland Pfalz bis zur Mündung in den Rhein bei Koblenz.
Wir machen zwei Folgen über das Anbaugebiet. Dabei teilen wir unsere Lektion dieses mal nicht nach Rotwein und Weißwein, sondern nach Flussabschnitten. Wir fangen an der Mündung bei Koblenz an mit der Terrassenmosel. Das sind die ersten 100 Kilometer bis Pünderich. Danach kommt die Mittelmosel. Die geht bis Trier. Diese beiden Teile sind im Prinzip der Flussabschnitt, an dem die Mosel die Eifel und den Hunsrück trennt. Und es sind die beiden Unterbereiche, die im Allgemeinen das Bild der Mosel international prägen. An der Obermosel entsteht hingegen ganz anderer Wein.
Die Betrachtung flussaufwärts passt gut, denn die Mosel ist einer der ganz wenigen Flüsse, bei denen man die Flusskilometer rückwärts zählt, Kilometer Null liegt an der Mündung und die Quelle bei Kilometer 544. Teil zwei geht dann um die Nebenflüsse Saar und Ruwer und die Obermosel von Trier bis zur französischen Grenze.
Im unteren Teil hat die Mosel sich tief in das rheinische Schiefergebirge gefräst. Deswegen ist die Mosel auch das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt. An der Terrassenmosel sind die Hänge so steil, dass sie überwiegend terrassiert wurden. An der Mittelmosel überwiegen dann klassische Weinbergsanlagen. Man nennt das ‚in Falllinie angelegt‘. Aber auch diese sind extrem steil und vielfach nicht mit dem Traktor befahrbar. Ds Terroir der Mosel lässt sich so zusammenfassen: Schieferböden, steile Hänge, kühles Klima. Was die Temperaturen angeht, liegt die Mosel zwischen Franken und der Pfalz.
Wie viel und was wächst an der Mosel? Zahlen gibt es nur für das gesamte Anbaugebiet. Insgesamt beträgt die Rebfläche an Mosel, Saar und Ruwer, wie das Gebiet bis 2006 auch offiziell hieß, rund 8750 Hektar. Der Rebsortenspiegel spricht eine eindeutige Sprache: Weißwein. Über 90 Prozent. Und Riesling, insgesamt 62 Prozent. König Riesling zeigt auch wenig Veränderungen. Auf den Plätzen dahinter gibt es aber viel Bewegung: Müller-Thurgau schrumpft deutlich, die Burgundersorten legen zu, Sauvignon Blanc kommt auch langsam in Schwung. Bei den roten Rebsorten kommt der Spätburgunder auf rund 50 Prozent. Auf den Plätzen folgen die üblichen Dornfelder, Regent etc.. Dazu kommen ein paar spannende Experimente mit Syrah und Merlot in den heißesten Steillagen.
Auch an der Mosel sehen wir eine Konzentration auf weniger Betriebe mit mehr Fläche, aber nicht so stark wie anderswo. Wir haben immer noch fast 2000 Betriebe, die eigene Weine füllen. Bekannte Groß-Kellereien sitzen auch an der Mosel. Allen voran Peter Mertes, eine der größten. Langguth ist einerseits bekannt für Erben Spätlese, andererseits für Blue Nun, den man auf der halben Welt im Supermarkt findet. Beide firmieren aber nicht als Moselwein. Eine große Genossenschaft gibt es, die Moselland eG. Die zählt zu den größten Rieslingerzeugern der Welt, macht aber auch Kleinauflagen aus Spitzenlagen.
War das Gebiet früher vor allem für süßen Wein bekannt, hat sich das Bild in den letzten 30 Jahren gewandelt. Es herrscht Vielfalt. Trockenen, nicht ganz trockenen und richtig süßen Wein in allen Gewichtsklassen finden wir heute in der Region – sehr eigenständige Weine. Und das hat viel mit der Schiefersteillage zu tun. Gemessen an den Temperaturen, die in den meisten Weinanbaugebieten der Welt herrschen, ist es an der Mosel bitterkalt. Und gemessen am durchschnittlichen Säuregehalt von – beispielsweise – Burgundersorten, hat der Riesling enorm viel Säure. Also müsste Wein von der Mosel eigentlich fürchterlich dünn und sauer sein. Ist er aber nicht und das hat damit zu tun, dass sich der Schiefer aufheizt und Wärme speichert und zur Nacht hin ziemlich lang die Temperatur hoch hält. Ähnlich wie Kitzingen in Franken gehört Brauneberg an der Mosel zu den wärmsten Dörfern oder Städten Deutschlands.
Und während in warmen Anbaugebieten immer da der beste Wein entsteht, wo nachts die Temperaturen möglichst weit runter gehen und die sonst zu niedrigen Säurewerte stabil bleiben, ist es an der Mosel quasi umgekehrt: Die sonst zu hoch ausfallende Säure geht nach unten in angenehme Bereiche, wo der aufgeheizte Schiefer für vergleichsweise warme Nachttemperaturen sorgt.
Was sollte trinken, wer das Gebiet flüssig erkunden will? Fangen wir mit den Nicht-Rieslingen an. Unter anderem finden wir das Thema Rosé unbedingt erwähnenswert, weil an der Mosel neben tollen trockenen, auch sehr viele nicht ganz trockene Rosés entstehen. Also besorge man sich einen halbtrockenen Spätburgunder Rosé. Weißburgunder ist an der Mosel besonders spritzig. Deswegen funktioniert dort auch Weißburgunder mit Holzeinfluss sehr gut. Beides, einen aus dem Stahltank und einen aus dem Holzfass, muss man mal probiert haben. Dazu lohnt das Probieren eines hochwertigen Spätburgunders.
Dann aber Riesling. Wer die Mosel begreifen will, muss gleich mehrere probieren. Einen Basiswein der Geschmacksrichtung trocken, eine Spätlese gleicher Richtung, einen fruchtsüßen Kabinett und eine süße Spätlese. Die süßen Weine sollten unbedingt etwas Flaschenreife mitbringen. Zu guter letzt muss es auch noch eine üppige süße Auslese sein, denn die Verbindung von Süße und hoher Säure wirkt am Gaumen ungemein lebendig.
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